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„Das Wunder von Wechmar“ - die Dokumentation einer langen Geschichte


Als am 6.Dezember 1997 die Mitgliederversammlung des Wechmarer Heimatvereins im damaligen Gasthofsaal Wechmar zur Mitgliederversammlung zusammentrat, stand als wichtigster Punkt auf der Tagesordnung: Rettung des Rittersaales Hohenkirchenstraße 13.


Mit großer Mehrheit entschieden sich die Mitglieder für den Kauf des einsturzgefährdeten Hauses, dass die Gemeinde an einen Finanzinvestor zum Abriss verkaufen wollte. Bei der Besichtigung am nächsten Tage überdachten manche bereits ihre Zustimmung zum Kauf, denn ein so zerstörtes Haus, wo man vom Lehmstampfboden des Kellers, durch alle Zimmerdecken und Wände hindurch bis zum Dachgebälk schauen konnte, hatte noch niemand vorhergesehen. Doch mutig gingen die Wechmarer ans Werk und schafften innerhalb von drei Jahren das „Wunder von Wechmar“. Im Frühjahr 1999 konnte der sanierte Westflügel eingeweiht werden und am Ende des Jahres der Rokokosaal. Im Jahr 2001 folgte der Wiederaufbau des abgerissenen Ostflügels und überall sprach man plötzlich von der Geburt der „Guten Stube des Bach-Stammortes Wechmar“.



Damit diese Geschichte, die ein kleiner Verein vollbrachte, nie vergessen wird, haben acht Autoren und neben Lutz Ebhardt noch einige Fotografen einen Bildband zusammengestellt, der unter dem Titel „Das Wunder von Wechmar. 275 Jahre Landhaus Studnitz“ anlässlich des vierzigjährigen Bestehens des Wechmarer Heimatvereins im November 2022 erschienen ist.



Im Buch erzählen verschiedene Autoren, so Knut Kreuch von den Anfängen der Hausgeschichte, als auf dem Platz des Landhauses noch ein Königshof des Klosters Hersfeld und später ein Vitzthumsches Rittergut der Herren von Spitznase bestand. Daniel Gehrts Bericht von „Ernst Salomon Cyprians Tusculanum“, ist der Beweis, dass der bedeutende Kirchenfürst in Wechmar am heutigen Landhausstandort einst sein Sommerdomizil unterhielt. Udo Hopf widmet sich der Baugeschichte und den Bauarbeiten für die Entstehung des Landhauses, die 1747 mit dem Kauf durch den Gothaer Hofmarschall Hans Adam von Studnitz begann. Die Enkeltochter des Wechmarer Bürgermeisters Rudolf Körbs erinnert sich an ihre Kindheit im Landhaus, bevor Knut Kreuch in einem zweiten Beitrag davon erzählt, wie der Heimatverein sich schon in seiner Gründungsstunde am 2. November 1982 verpflichtete für den Erhalt des Rittersaales zu kämpfen und was er alles dazu tat in vierzig Jahren. Da gibt es Arbeitseinsätze und rauschende Feste, viele Gäste und tausend wunderschöne, aber auch traurige Momente.



Weiter geht’s mit einem sehr persönlichen Beitrag, denn maßgeblichen Anteil an der Restaurierung des Landhauses hatte Stephan Keilwerth, der 1997 mit seinen bauhistorischen Entdeckungen begann und über seine Arbeiten zur Restaurierung im Buch berichtet.


Unvergessen in den Betrachtungen zur Erhaltung des Landhauses ist das Handeln von Botschafter a.D. Rüdiger Freiherr von Wechmar (1923-2007), der in einem abgedruckten Brief von 1990 aufzeigte, welche Wege die Wechmarer zur Erhaltung des Hauses beschreiten sollen. Mit einem Gedicht von Hannelore Körbs, geschrieben am


Eröffnungstag des Rokokosaales im Jahr 1999, erinnert der Verein an sein Gründungsmitglied. Und abschließend setzt Prof. Dr. Werner Schunk in dem Gedicht „Wechmar 2000“ dem Verein ein liebevoll poetisches Denkmal.

Mit einem großen Bildteil schließt das Buch, denn die Autoren zeigen Fotos des Hauses aus dem Jahr 1987 gezeichnet von Löchern im Dach und Einsturzgefahr bis zu Fotos von Lutz Ebhardt aus dem Jahr 2022, wo das Haus in einzigartiger Schönheit erstrahlt.


Das Buch mit seinen 180 Seiten und 217 Abbildungen konnte dank einer Förderung der Thüringer Staatskanzlei aus Lottomitteln und einer Tourismusförderung des Landkreises Gotha bezuschusst werden. Fünfzig Prozent der Druck- und Herstellungskosten im Druckmedienzentrum Gotha trug der Verein aus Eigenmitteln. Alle führenden Bibliotheken Deutschlands konnten mit Exemplaren des Buches beliefert werden, das nicht im Buchhandel käuflich zu erwerben ist.


Besonders schön ist abschließend eine Feststellung von Bauhistoriker Udo Hopf, der anhand von Spuren nachweisen konnte, dass kein Geringer wie Gottfried Heinrich Krohne, der bedeutendste Baumeister Thüringens im 18.Jahrhundert, seine Hand beim Bau des Hauses im Spiel hatte. Resümierend stellt er fest „Nun weiß es jeder: Krohne setzt Wechmar die Krone auf“.



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